Dienstag, 13. März 2018

Wolfsmond

Wolfsmond- eine Kurzgeschichte im Dunkel der Nacht
 
Hallo Bücherwürmer!
Diesmal gibt es mal einen etwas anderen Post von meiner Seite: eine von mir selbstgeschriebene Kurzgeschichte.:D
Ich habe sie schon vor etwas längerer Zeit auf meiner (mittlerweile ziiieeemlich inaktiven XD) Schreibseite auf Instagram gepostet.
Viel Spaß beim Lesen und schreibt mir doch gerne, wie ihr sie findet. ;)
 
 
 
Meine Augen waren geschlossen.
Alles, was ich wahrnahm, war das stetige Prasseln des Regens, der auf die weiße Zeltplane über mir fiel und den Duft nach nassem Harz und Kiefernadeln, der durch den Eingang zu mir hineinwehte. Ich seufzte wohlig und streckte meine müde Glieder. Es gab doch nichts schöneres, als einen Campingausflug mit Freund und schlechten Wetter. Oder?
Langsam öffnete ich die Augen wieder und ließ meinen Blick träge über die Zeltwand gleiten. Ich lag in einem wahren Meer aus Decken und Kissen, eingemummelt in meinen Schlafsack, das Gesicht nach oben gewannt. Regentropfen liefen außen an der Zeltwand hinab, tropften zu Boden und versuchten hartnäckig, sich einen Weg unter die Plane zu bahnen. Zum Glück gelang es ihnen nicht.
Ich schaute zu der ruhelosen Gestalt neben mir. Lewis war schon so ein Fall für sich. Er wälzte sich Nacht für Nacht im Schlaf umher - und das immer heftiger und wilder! Ganz einfach war es somit nicht, die Nacht neben ihm zu verbringen.
Und trotzdem...Ja trotzdem liebte ich ihn von ganzem Herzen. Ich liebte es, wie es sich anfühlte, wenn er mich küsste, oder wenn ich mit der Hand durch sein dunkelblondes Haar fuhr. Ich liebte es, wie er mich ansah, so als sei ich das Wertvollste auf der Welt. Und ich liebte es, wie er meinen Namen aussprach, so leidenschaftlich und voller Zuneigung: "Jasmin."
 Das alles tat ich gegen den Willen meiner Familie, die aus unerfindlichen Gründen einen unglaublichen Hass gegen ihn zu hegen schien. Aber was interessierten die mich schon?! Von ihnen hatte ich mich bereits vor langer, langer Zeit abgewandt.
Mit einem Lächeln auf den Lippen streckte ich die Hand aus und fuhr ihm mit den Fingern über die Stirn. Ich erschrak fast zu Tode, als er plötzlich hochfuhr und meinen Arm heftig zur Seite schlug. Seine Augen schienen für einen Moment wild zu glühen, wie von Feuer erfüllt.
Ich spürte, wie mein Herz wie wild zu schlagen begann. In meinem Kopf hörte ich die Stimme meiner skeptischen Großmutter wiederhallen: > Er ist nicht das, wofür er sich ausgibt! Halte dich von ihm fern!< .
 
So schnell wie das Glühen gekommen war, so schnell verlosch es auch wieder. Zurück blieb nur das sanfte Grau seiner Augen, die mich überrascht anschauten.
"Jas, was...Ist los?", fragte er mich alamiert. Ich musste mir Mühe geben, nicht zu kichern, so erschrocken sah er aus. "Nichts", sagte ich darum und strich über seinen Arm, "Es ist alles gut. Wir sind zusammen durchgebrannt und zelten gerade mitten im Wald..." Ich sah kurz zum geschlossenen Zelteingang hinüber. "Es regnet in Strömen und es ist Vollmond...glaube ich", fügte ich hinzu und lächelte ihn an. Sein Blick war schon wieder voller Sorge, als er leise nachfragte: "Vollmond?"
"Äh...jaaaa?", antwortete ich nun auch etwas verwirrt. "Ist das schlimm?"
"Nein, nein, ganz und gar nicht", meinte er hastig und fuhr sich dabei mit einer Hand hastig durch die Haare, " Verlasse aber heute Nacht nicht das Zelt. Bitte." Ich legte unwillkührlich den Kopf schief. Tiefer Unmut regte sich in mir. "Warum?" Ich konnte nicht verhindern, dass ich dabei klang, wie ein begriffstutziges Kleinkind. "Das...kann ich dir leider nicht sagen", war alles, was ich als Antwort darauf bekam.
Ich wartete einen kurzen Moment. Und nach einen. Dann schälte ich mich langsam aus meinem Schlafsack, stellte mich hin und zupfte mein Schlafshirt zurecht. Mit wenigen Schritten war ich beim Zelteingang angelangt und begann, den Reißverschluss aufzuziehen. "Was zur Hölle tust du da?!" Lewis klang ehrlich bestürzt. Ich deutete auf den bereits offenen Durchgang. "Rausgehen, was sonst?!", sagte ich und musste beinahe lachen. Aber nein, ich wollte ihn lieber noch ein wenig zappeln lassen. Er blieb ruhig sitzen, doch ich konnte sehen, wie sehr ich ihn provozierte. "Jasmin, lass das sein", meinte er und versuchte dabei, so entschieden wie möglich zu klingen. Tja, das zog bei mir nicht. "Warum denn?", gab ich zurück und trat hinaus in den Regen. Dann lief ich mit schnellen Schritten zwischen die Bäume. Er würde mir so oder so folgen.
Da war ich mit todsicher.

 
 
 
 
Immer und immer weiter lief ich ins Unterholz hinein. Meine nackten Füße versanken bei jedem Schritte im Morast und ich war mittlerweile bereits komplett durchnässt. Ich war jeden Moment darauf gefasst, weit hinter mir  Schritte zu hören. Ich war darauf gefasst, dass Lewis mir hinterherlief um mich - vor was auch immer - zu beschützen. > Warum tue ich das hier eigentlich? <, dachte ich auf einmal und blieb stehen. > Warum musste ich ihm unbedingt widersprechen und entgegen seiner ( ziemlich undeutlich ) formulierten Warnung nach draußen gehen? <
Tief in mir drin wusste ich die Antwort. Ich wollte sehen, dass meine unsterbliche Liebe nicht nur auf Einseitigkeit beruht. Ich wollte ganz, ganz sicher sein. Ich wollte, dass er mir folgt.
Ich fing an zu rennen, Äste schlugen mir ins Gesicht und ein paar mal drohte ich über ein paar hervorstehende Wurzeln zu stolpern. Etwas weiter hinten blieb ich wieder stehen und lausche. Keine Schritte. Rein gar nichts. Nur mein Herz, dass einen enttäuschten Satz machte. "Was erwartest du auch von ihm?", schalt ich mich selbst, "Reicht es dir nicht, dass er dir gesagt hat, was er für dich empfindet?!" .
Plötzlich fuhr ich herum. Hinter mir im Gebüsch raschelte es. Sehr laut sogar. "L - Lewis? Bist du das?" Meine Stimme hörte sich auf einmal unglaublich piepsig an. Ich war wie gelähmt und konnte mich nicht von der Stelle rühren. Wer auch immer da im Gebüsch war, es war nicht Lewis. Der hätte mir sicherlich geantwortet. In diesem Augenblick teilte sich das Blattwerk mit einem lauten Krachen.
Etwas stürzte aus der Dunkelheit auf mich zu. Ein riesenhaftes Wesen von gebückter Gestalt. Krallen blitzten im Mondlicht und ein ohrenbetäubendes Geheul ließ mein Trommelfell beinahe zerplatzen. Meine Beine gaben nach und ich fiel mit einem ersticken Schrei zu Boden.
 > Jetzt ist alles aus. <
 
 
 
Da löste sich ein weiterer Schatten aus dem Dickicht, eine elegante Gestalt von ebenso immenser Größe wie das andere Monster. Mit einem lauten Brüllen warf sie sich auf meinen Angreifer. Die beiden verwandeltem sich in ein Gewirr aus Zähnen und Krallen. Schließlich zog das Monster, welches mich angegriffen hatte, den Kürzeren.
Mit einem lauten Fauchen der Vergeltung stürzte es davon . Ich saß immer noch da, dreckverschmiert, total durcheinander und wusste nicht einmal mehr wo oben und unten war.
"Oh...", war alles, was ich herausbrachte.
Als wäre das ganze Chaos hier nicht schon genug, krümmte sich die wolfähnliche Gestalt vor mir auch noch jaulend in sich zusammen. Knochen brachen, verschoben sich und rückten wieder an den richtigen Platz zurück.
Schließlich stand er vor mir.
Das blonde Haar bis zum geht - nicht - mehr zerzaust, mit zerfetzter Kleidung und wild glühenden Augen.
Lewis.
Mein Freund Lewis, von dem ich glaubte, ihn so unglaublich gut zu kennen.
Mir wurde augenblicklich schlecht.
Er aber, schaute mich nur vorwurfsvoll an.
"Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht rausgehen!", sagte er und seufzte.
Mir entfleuchte ein erschrockenes Quieken:
"Oh. Mein. Gott!"
 
 
ENDE
 
( Die eingefügten Bilder habe ich von Pinterest.)
 
 
- eure Laura ;)




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